Kalter Krieg

Gerade habe ich mich in der Nachbarschaft in einen Computer eingeborgt. Bevor ich jedoch zu diesem durchdringen konnte, stand ich mitten im Kriegsgebiet in Briefkastennähe unter Beschuss. Die russische Bodentruppe feuerte aus allen Rohren: „Wijssen Sie, Obama ist gar kein Amjerikaner!“ Aha. „Der kommt doch von da, wo die ganzen Njeger herkommen!!“ So so. „Armstrong war auch nicht der erste Mensch auf dem Mond!!!“ Ach.“Die Amjerikaner waren nicht gar nicht auf dem Mond!!!!“ Hmpf. „Das wurde alles am Boden gedrjeht!!!!!“ Aj! Unter der Tirade der Ausrufezeichen ging ich in die Knie. Im Hintergrund lief lautstark Putin-TV.

Amerika schwieg dazu. Es war gerade damit beschäftigt, seine Kinder mit Ritalin zum Schweigen zu bringen. Der Überaschungsangriff kam von der südöstlichen Seite. Eine junge Dame stellte sich breitbeinig vor den Russen und mich und schoss in Salven: „Bittäschään zehn Cent, bittää!“ Der Russe schnaufte sein letztes Pulver verächtlich in die Luft und knallte seine Tür zu. Ich stand immer noch unter Beschuss: „Bittää bittääschääähn zehn Cent bittä!“ Ich blickte auf die Tony-Hilfsinger*-Jacke des Fräuleins und auf das zitternde Papier in meiner rechten Hand: „Ein-tau-send-zwei-hun-dert-Euro-und-vier-und-fünf-zig-Cent, bitte danke!“ presste ich zwischen den Zähnen hervor und knurrte, bis das Fräulein eilig die Haustür von außen schloss. In der Hand hielt ich den Kostenvoranschlag der Computer-Reparatur.
Wenn ich Alterchen erwische!

Mit herzlichen Grüßen
Ihre Frau Körb

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