Gartenarbeit in Kampfgruppen

Ich hege weder negative Gefühle gegen den Radiosender B2 an sich, noch gegen „guerilla gardening“ im ursprünglichen Sinne. In der letzte Woche erwähnten Sendung jedoch kamen mehrere Damen mit sozialpädagogischem Hintergrund zu Wort, welche in einer klassischen Bauwagensiedlung mit Gartenanteil überlaut auf dem Trittbrett fuhren. Der Wortsalat dieser Damen nach acht Uhr genossen verursachte dann bei mir die Verstimmung, welche wiederum einige empörte Leserzuschriften nach sich zog.

Nein verehrte Empörer, ich muss vehement widersprechen: Sozialpädagogen haben in alt- und neuhergebrachten alternativen Lebensformen überhaupt nichts verloren! Oder möchten Sie bei der Weltverbesserung ständig Gruppendiskussionen führen müssen, die folgenden oder ähnlichen Inhalt haben: „So, wollt ihr sitzen oder in den Schatten? Wir machen da mal eine Abstimmung. Alle, die in den Schatten wollen, setzen sich jetzt mal hier in die Sonne…“ ?

Der Gartenkrieg folgt ursprünglichen Regeln, an denen Sozialpädagogen nicht rütteln können. Land besetzen, Gärten anlegen, hegen, pflegen, ernten, teilen – von der Regierung geschlossen, untergepflügt, bestraft und geächtet – unverzagt neues Land besetzen, Gärten anlegen, hegen, pflegen, ernten, teilen. In der Neuzeit geht „guerilla gardening“ weit über den klassischen Bodengrund hinaus. Pflanzen werden an Stellen abgeworfen, die zur nützlichen Verschönerung des öffentlichen Bildes dienen. Wenn also demnächst wieder der Handwerker vor einer Waschmaschine kniet und in Ermangelung von Hosenträgern der Bund seiner schlechtsitzenden Arbeitshose weit unter die Hüfte rutscht, so geht der Guerilla-Gärtner energisch zum Angriff über: Disteln und Brennnesseln ins Handwerkerdekolletee gepflanzt, verschönt die Aussicht und bietet zusätzlich Schmetterlingen einen Nistplatz.

Bei der leidigen Parkplatzsuche werden mobile Bäume eingesetzt. Nach Verlassen der Parklücke kettet man einfach eine Kastanie auf Rädern am Bordstein fest. Bis das Räumkommando erscheint, hat man das Tagwerk vollbracht und kann entspannt sein Auto in Wohnungsnähe abstellen. Zusätzlich spendet die Kastanie Schatten und trägt erheblich zur Luftverbesserung bei, in dem sie den empörten CO2-Ausstoß diverser Nachbarn in wertvollen Sauerstoff umwandelt. In beiden Fällen braucht es keine lange Vor- und Umherumrede.

Meine lieben Leser, Sie werden mir denn zu- und mit einstimmen, wenn ich fordere: Sozialpädagogen raus aus der (Gärtner)Gemeinschaft und husch husch zurück ins Körbchen! Die Gemeinschaft wird ihren eigenen Regeln folgen. Und wenn es einen Krieg braucht, damit die Gesellschaft gesundet, so ist dies nicht schön, aber seit Jungsteinzeiten und der Aneignung von Besitz durch Ackerbau und Viehzucht so. Nur die Harten kommen in den Garten.

Mit einem herzlichen venceremos
Ihre Frau Körb