Agitatio

Bezugnehmend auf die „Schöne Nachbarin“ der letzten Woche schrieb mir eine Leserin folgenden Brief:

Sehr geehrte Frau Körb,
Auch ich folgte vor langer Zeit meinem Mann in die von Ihnen beschriebene „Einsamkeit“. Er geht arbeiten und ich versorge Haushalt und Kinder. Wir haben Zwillinge, die uns viel Freude bereiten. Im Garten grünt und blüht es, im Haus ist es sauber, so dass Sie bedenkenlos vom Fußboden essen könnten. Wenn mein Mann abends heim kommt, bekommt er immer ein warmes Essen. Wir halten die traditionelle Teilung der Aufgaben in Ehren, ebenso wie die Werte von Familie und Heimat.
Ich weiß nicht, warum Ihre Nachbarin auf so dumme Gedanken kommt, einen streunenden Hund nicht gleich zu erschießen (natürlich nur übertragen gesehen, denn im Schützenverein wird die Dame wohl nicht sein!), sondern ihn sein Unwesen treiben lässt. Ihr fehlt eine Aufgabe! Sie sollte ihren ehe-fraulichen Pflichten nachkommen und die Familie erhalten!
Wir gehören hier in der „Einsamkeit“ dem Ortsverband der AfD-Mütter an, damit wir unsere Männer bei ihrer (politischen) Arbeit noch besser unterstützen können. Ich sage Ihnen, es ist eine Erfüllung für eine Jede von uns! Der regelmäßige Austausch über haushaltliche Belange hilft der ganzen Gemeinschaft.
Ich kann Ihnen und Ihrer Nachbarin nur raten, sich auf Ihre wahre Pflicht zu besinnen und diese mit all den Ihnen zur Verfügung stehenden Kräften zu erfüllen. Sollten Sie sich dann immer noch einsam und unzufrieden fühlen, engagieren Sie sich ehrenamtlich! Auch in Ihrer Nähe wird es einen Ortsverband der AfD geben, der pflichtbewusste Helfer zu schätzen weiß!
Mit freundlichen Grüßen
Frau R. aus B.dorf

 

Durch Zufall stieß ich nun auf die familiären Hintergründe der Frau R.:

Es hat sich mir wieder bestätigt, dass Bildung das einzig wirksame Mittel gegen Rechtspopulismus ist. Sollten Sie also auf Anhänger der oben genannten Partei treffen, beginnen Sie Bildung mit den Grimm’schen Werken. Schließlich lernen schon die Kindergartenkinder so, die Welt genauer zu betrachten. Und Sie verwandeln nebenbei den „Sonntagsspaziergang“ der AfD-/PEGIDA-Ortsgruppe zu einem wirklichen Solchen, denn Märchen gehören zum Sonntag, wie das Amen in der Kirche.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre Frau Körb