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Frau von Ziellosigkeit übermannt

„Pst Frau Körb, komm mal mit – das musst du dir ansehen!“ Grinsend zog mich Nachbars Bub in seine Wohnung. Auf Zehenspitzen schlichen wir bis vor die heimelige Stube. In dieser stand meine Nachbarin in einer Pose, als wolle sie im Stehen ka… – nun, ihr Geschäft verrichten und zischte wie eine Schlange mit Zahnweh. Eigentlich war es doch eher ein verhaltenes Knurren. Sie streckte ihre Arme vor und hinter sich und glich jetzt einem Sumokämpfer, der beschlossen hatte, die Flucht zu ergreifen, sich nur noch nicht sicher war, in welche Richtung.
„Was machst du da?!“, fragte ich sie.
„Kchchchchchchchch Yoga kchchchchchch.“, knurrfauchte sie.
„Aha. Und? Wirkt’s schon?“
„Kchchch weiß nicht kchchch ich atme zu meinem Ziel.“
„So.“
Und während ich sie so über ihren vorderen Arm keuchen sah, überfiel es mich schlagartig von hinten:
ICH hatte gar kein Ziel.
Ich schaue eigentlich immer, was der Augenblick so bringt. Weil es sowieso anders kommt. Hatte ich je ein Ziel? Ist ein Ziel nicht eine typische Utopie der Angst?
„Hast du ein Ziel?“, flüsterte ich zu Nachbars Bub.
„Klar, ich werde mal …“
Dies bringt uns zu einer neuen Folge von „Was bin ich“. Bleiben Sie dran und überlegen Sie derweil, ob Sie ein Ziel haben und ob es sich lohnt, dafür die letzte Luft aus sich herauszudrücken!
Namaste und mit herzlichen Grüßen
Ihre Frau Körb