Alkoholabusus

In der letzten Woche erreichte mich folgender Leserbrief: Frau A. A. aus F. bei N. an der P. schrieb aufgebracht, ich würde meine Leserschaft mit meinen ständigen Hinweisen auf alkoholische Getränke zu deren Missbrauch anhalten und sie letztendlich in die Abhängigkeit führen. Außerdem riefe ich damit zur Unterstützung von kapitalorientierten Großkonzernen auf, welche wiederum das gesellschaftliche Zusammenleben, wie ich es propagiere nachhaltig untergraben und überhaupt bestehe sie auf die genderorientierte Anredeform.

Liebe Frau A. A.,
das Wohl meiner Leserschaft liegt mir sehr am Herzen. Aus diesem Grund konsumiere ich nur Getränke regionaler Kleinbetriebe, welche die guten Früchte von heimischem Grund und Boden nachhaltig und effizient korrekt verarbeiten. Natürlich darf ich diese Betriebe nicht namentlich nennen, da es sich sonst um offizielle Werbung handeln und ich aufgrund von Befangenheitsvorwürfen meinen Ruf der Objektivität verlieren würde. Im Vertrauen kann ich Ihnen natürlich einige Brauereien und Destillerien empfehlen, aber ich lese aus Ihren Zeilen, dass Ihnen nicht der Sinn nach Schnaps, Bier oder Wein steht. Im Gegenteil, Sie benennen diese Art der Genussmittel als Sargnägel der Gemeinschaft. Natürlich haben Sie vollkommen Recht! Alkohol schadet der Gesundheit, dies ist wissenschaftlich erwiesen. Aber betrachten wir es objektiv: Dummheit schadet der Gesundheit in weit höherem Maße, da sie schleichend die körpereigene Abwehr untergräbt und sich tief im Tempofrontalgehirn einnistet. Im diesem Fall fungiert der von mir beschriebene Alkoholkonsum lediglich als medizinische Schutzmaßnahme! Wie in jedem Fall einer bakteriellen Invasion muss desinfiziert werden. Nun ist noch nicht klar, ob humana stupidia externa durch bakterielle oder virale Erreger übertragen wird, aber aus eigener Selbsterfahrung weiß ich, dass ein gewisser Alkoholspiegel im Blut die Auswirkungen der Dummheit der Anderen erträglich macht. Betrachten Sie Alkohol also als pflanzliches Heilmittel, ähnlich der Homöopathie. Die Anwendung ist weit einfacher und Sie müssen keine Mondscheintänze aufführen, um die richtige Dosierung herauszufinden. Sie werden nach erfolgter Verarbeitung vielleicht mit dem nächsten Laternenmast Freundschaft schließen, aber sind nicht in einer aktiv praktizierten Integration alle Elemente gleichwertige Mitglieder einer Gesellschaft?

Was den zweiten Punkt Ihrer Klage betrifft, so möchte ich Sie auf einen früheren Artikel („Politische Ordnung“, 2013) von mir verweisen, in dem es um die feminine Bezeichnung im allgemeinen Leben geht. Es hat sich für mich und meine Leser als angenehmer erwiesen, wenn ich in der neutralen maskulinen Form schreibe. Bevor Sie sich jetzt über die Bezeichnung „neutral maskulin“ ereifern, liebe Frau A. A., sagen Sie mir bitte schnell: Welcher Mann in Ihrem Umfeld hat noch – verzeihen Sie diesen sexistisch maskulin degradierenden Ausdruck! – die Eier in der Hose, Ihnen etwas entgegen zu setzen? Sind nicht die Frauen, die Sie kennen, die besseren Männer? Und geben Sie mir Recht, dass also mit der maskulinen Formbezeichnung der Dinge verstärkt Frauen angesprochen werden? Sollten Sie und Ihre Mitstreiter nicht viel mehr anfangen, sich um die Bedrohung der reinen Maskulinität in der Gesellschaft zu sorgen, da nur im Einklang mit dem Männlichen das Neutrale erhalten werden kann?

Ich grüße Sie herzlich und erhebe mein Glas auf Ihr Wohl
Ihr Frau Körb