Hintergrund

Mit Hilfe meiner empathischen Selbstverausgabung war es mir möglich, die Rede des Herrn L. zu hintergehen. Was sich dort auftat, lesen Sie bitte hier:

(Ein Arbeitszimmer. Vor einer großen Fensterfront steht ein Schreibtisch, darauf ein Computer, ein Bilderrahmen daneben von etwa gleicher Größe. An der Wand ein deckenhohes Bücherregal, gefüllt, auf dem Boden ein alter Teppich, Raumklima eher muffig. Ein kleiner Mann mit runder Brille betritt den Raum. Geht zum Schreibtisch und stellt eine dampfende Tasse ab. Darauf ist ein kitschig gemaltes Eichhörnchen zu sehen.)
Eine Frauenstimme (aus dem Hintergrund): „Es gibt gleich Mittagessen!“
Herr L.: „Ja gut.“ (Zu sich selbst) „Dieser verdammte Kommentar!“ (Er pustet in die Eichhörnchentasse und schlürft einen Schluck.) „Hm? Was ist denn mit dem Computer los?“ (Er hämmert auf die Tastatur ein.) „Verflucht noch eins – kann diese Technik nicht einmal das machen, was ich will? Wieso update? (Wütend stellt er die Eichhorntasse auf den Tisch. Ein wenig Flüssigkeit spritzt heraus auf den Bilderrahmen.) Oh nein! Entschuldige Mutter! (Eilig wischt er den Rahmen sauber. Wieder zum Computer gewandt) Na bitte. Jetzt sind wir doch im Geschäft, wir zwei. Wo war jetzt nochmal der… – da. Also. Der Mensch ist…“
Die Frau: „Zwei Minuten noch!“
Herr L. (Mit sich überschlagender Stimme): „Ja! (Zu sich selbst) Verdammt verflucht und so – wie soll ich denn da arbeiten?! Das schaff ich nie und dann ist Polen für immer verloren!“
Die Frau: „Essen ist fertig!“
Herr L.: „Ja gleich! (Er schaut auf das Bild und seufzt mehrfach.) Ach Mutter, was soll ich nur tun?“
Die Frau: „Ich sags jetzt nicht noch einmal! Komm jetzt sofort hierher und wasch deine Hände!“
Herr L. (wild mit Tastenkombinationen hantierend): „Gleiheich! Ich habs gl….-“
(Eine stämmige Frau mit streng geflochtener Frisur und einer Schürze um den Leib betritt den Raum und kommt zielstrebig auf den Schreibtisch zu. Herr L. geht hinter Computer und Bilderrahmen in Deckung.)
Die Frau (mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldet): „Günther!“
Herr L.: „Ja Ma- mein Liebes? Ist das Essen fertig? Oh das duftet aber schon recht gut…“
Die Frau (ihn an den Ohren packend): „Wer glaubst du bist du? Meinst du, ich stehe den ganzen Tag in der Küche und dann wird das Essen kalt, nur weil der feine Herr wieder am Computer zockt?“
Herr L.: „Au aua au au au Liebes nicht die Ohren! Ich zocke doch gar nicht, ich arbeite!“
Die Frau: „Aha, Arbeit nennst du das? Na dann lass doch mal sehen, deine sogenannte Arbeit!“ (Sie liest vom Bildschirm ab.) „Der Mensch ist… homo sapiens… ehe der homo erectus- Günther! (Sie verpasst ihm eine saftige Kopfnuss.) So ein Schweinkram kommt mir nicht ins Haus! Homoehe! Wohl am Ende noch Kinder von diesen… diesen… Subjekten? (Es folgt eine erneute Kopfnuss.) Wie oft soll ich dir noch sagen, dass die Ehe nur von Gott zur Erhaltung der einzig wahren Art geschaffen wurde!“
Herr L.: „Aber Liebes…“
Die Frau (ihn nachäffend): „Aber Liebes aber Liebes – spar dir dein AfD*-Gefasel! (Sie schaut ihn an, dann lässt sie sich plötzlich auf den Schreibtisch fallen.) „Günther – nein! Jetzt wird mir alles klar. Du stehst auf Schwänze, du ekeliger Perversling!“
Herr L.: „Aber Liebes ich…“
Die Frau (packt ihn und schiebt seinen Kopf zwischen ihre riesigen Brüste. Sein Kopf verschwindet, die Brille fällt zu Boden.): „Dann mach es mir hier sofort du kleines Ferkel!“
Herr L. (kaum zu verstehen): „Aber Liebes… das Essen… Luft…!“
Die Frau (stößt ihn weg, er fällt zu Boden, sie setzt sich auf ihn, nimmt ihn in ihre stählerne Beinschere und öffnet energisch seine Hose.): „Also gut Günther Lachmann, ich gebe dir noch eine letzte Chance! Beweis mir, dass du ein Mann bist! Mach mir ein Kind! Jetzt sofort!“
Herr L. (nach Luft schnappend): „Aber Liebes…“
Die Frau (auf seine offene Hose starrend): „Was soll das? Hm?!“
Herr L.: „Aber Liebes… ich… ich kann so nicht.“
Die Frau: „Was soll das heißen, du kannst nicht? Ich rackere mich den ganzen Tag ab für dich und dann schaffst du es nicht, einmal etwas für mich zu tun? Ich will doch nur ein Kind! Ein einziges kleines Kind, das ist ja wohl nicht zuviel verlangt! Aber nein, der feine Herr kann nicht. (Eine kleine Pause entsteht. Dann aufspringend) Ich habs gewusst! Pfui! (vor ihm ausspuckend) Du bist ein… ein… warmer Bruder pfui pfui pfui! (Rennt schreiend aus dem Zimmer.) Mein Mann ist ein Homo!“
Herr L.: „Aber Liebes, das bin ich nicht! Ich werde es dir beweisen! Jetzt sofort!“ (Er springt auf, findet seine Brille, stürzt an seinen Computer und bearbeitet die Tastatur so emsig, dass kleine Rauchwölckchen aufsteigen.)

Und was am Ende herausgekommen ist, kennen wir schon. Ich möchte auf diesem Weg mein tiefstes Bedauern und Mitleid für den Herrn L. ausdrücken, sicher auch im Namen meiner gesamten Leserschaft!

Mit herzlichen Grüßen
Ihre Frau Körb

 

*AfD = “Alles für Dich“, intimes Zuneigungsbekenntnis im Hause Lachmann